Das Recycling von Edelmetallen ist auf einem neuen Höchststand, doch die Industrie steht vor vielen Herausforderungen. Dies wurde am IPMI-Seminar in Atlanta im April 2019 klar. Die Vorträge zu diesem Thema stießen auf großes Interesse bei der gut besuchten Veranstaltung, bei welcher gleichermaßen zahlreiche Vertreter der Edelmetallmärkte als auch aus dem Bereich des Autokatalysatorrecyclings anwesend waren – angefangen von Sammlern, über Verarbeitungs-, bis hin zu Schmelzbetrieben und Raffinerien.
Die Präsentation von Philip Newman von Metals Focus – einer renommierten Beratungs- und Marktforschungsgesellschaft im Bereich der Edelmetalle – befasste sich in erster Linie mit den Perspektiven für die Platin- und Palladium-Minenversorgung. Seine Ausführungen bezogen sich auf die neueste Fünf-Jahres-Prognose für Platingruppenmetalle. Ein Aspekt hierbei waren auch die Voraussagen für das Recycling von Autokatalysatoren. Für diese wird erwartet, dass die Rückgewinnung von Platin aus gebrauchten Autokatalysatoren in diesem Jahr um rund 6 % steigen und ein neues Hoch von 1,4 Mio. Unzen erreichen wird. Für Palladium wird ein Zuwachs von 5 % auf einen Rekordwert von 2,5 Mio. Unzen aus Autokatalysatoren prognostiziert.
Für die Zukunft, so Newman, gehe man davon aus, dass die PGM-Menge aus alten Autokatalysatoren weiter steigen wird und neue Spitzenwerte erreicht werden. Dies deutet auf eine positive Perspektive für die Branche hin. Dabei darf man allerdings nicht die Herausforderungen vergessen, mit denen die Automobilrecyclingbranche derzeit konfrontiert ist.
Steigende technische Herausforderungen
Eine der Aufgaben der Branche im Bereich der Dieselpartikelfilter PKW, die sich auch aus den Studien von Metals Focus deutlich herauskristallisiert, betrifft die zunehmende Menge an Dieselpartikelfiltern (DPFs), die Siliciumcarbid (SiC) enthalten. Der Kohlenstoff behindert im klassischen Schmelzprozess die Ausbringung der Edelmetalle. Somit kann das Material nur von wenigen Schmelzbetrieben verarbeitet werden, was bereits Engpässe an einigen Stellen der Wertschöpfungskette hervorruft. „Die Menge an SiC-haltigen Dieselpartikelfiltern im Recyclingprozess wird in den nächsten Jahren noch deutlich steigen, wir erwarten den Höhepunkt in Europa für 2024, für die USA für 2025“, erläutert Oliver Krestin. Aus Sicht eines Verarbeitungsbetriebs machte er auch auf die wachsende Komplexität von Katalysatoren aufmerksam, die in LKWs eingesetzt werden. Denn diese können Verunreinigungen, wie AdBlue-Rückstände und Fasern, enthalten. Auch Metals Focus sieht dies als eine immer größer werdende Herausforderung, da der Bedarf an Platin für LKW-DPFs weiter ansteigt – vor allem in den Wachstumsmärkten.
Finanzierung von Edelmetallen
Auch die zunehmende Bindung von Kapital, um die Sammel- und Recycling-Prozesse zu finanzieren, wurde von Newman und Krestin angesprochen. Metals Focus erwartet in ihren Ein- und Fünf-Jahres-Prognosen einen kräftigen mittelfristigen Aufwärtstrend für Palladium und einen geringeren für Platinpreise. Während dies für das Recyclingvolumen positiv sein sollte, wirken sich die steigenden Rohstoffpreise durch höhere Zinsen für den Cashflow hervor. Mit anderen Worten – Recyclingunternehmen müssen mehr Kapital für den Kauf der gleichen Menge an Katalysatoren aufwenden, wobei dies mit dem zunehmenden Wachstum des Autokatalysatorrecycling weiter zunehmen wird.